Lokale Prominenz genießt Rallye-Feeling bei der Sauerland-Klassik

13.10.2017 – Der Bürgermeister rollt im Autostadt-Käfer vor, der Kreisdirektor navigiert Rallye-Champion Matthias Kahle durch seine Heimat und das frühere Stadtoberhaupt nimmt im Vorkriegs-Audi Platz – wer bei der Zieldurchfahrt einen Blick in die Cockpits warf, entdeckte einige ortsbekannter Gesichter.

Theo Melcher (Kreisdirektor Olpe), Rallye-Champion Matthias Kahle und Rallyeleiter Peter Göbel (v.l.n.r.) im Ziel

Die Organisation einer Oldtimer-Rallye wie der Sauerland-Klassik funktioniert nur durch ein gutes Zusammenspiel aus Veranstalter und Politik. „Ohne behördliche Genehmigung wäre vergangene Woche kein automobiler Klassiker über den Alten Markt von Attendorn gefahren“, weiß Rallyeleiter Peter Göbel nur allzu gut. „Daher bin ich sehr dankbar, dass uns hier im Sauerland Tür und Tor geöffnet wird für unsere Oldtimer-Rallye.“ In Anbetracht dieser Tatsache verwundert es kaum, dass es sich einige Politiker, die an der Entstehung der Rallye im Land der 1000 Berge beteiligt waren, nicht nehmen ließen, selbst in einem der Preziosen Platz zu nehmen.

Christian Pospischil, der aktuelle Bürgermeister von Attendorn, hat die Sauerland-Klassik bereits 2015 live erlebt. Vor zwei Jahren kletterte er für die letzte Etappe auf die zugige Rückbank eines Adler Diplomat und kehrte als einer der ersten in „seine“ Stadt zurück, in der schon Tausende Oldtimer-Fans auf die Zieldurchfahrt warteten. Diesmal nahm er am Samstag auf Einladung der Wolfsburger Autostadt im (geschlossenen) Cockpit eines VW Käfer Cabriolets Platz. Bereits am Donnerstag empfing der SPD-Mann zudem die Teams mit der weitesten Anreise und überreichte ihnen lokale Köstlichkeiten. Der Besuch aus Norwegen, Großbritannien und Tschechien machte ihn besonders stolz: „Es ist schön zu sehen, dass internationale Teams hier in die alte Hansestadt Attendorn kommen und sich wohl fühlen.“

Das Oberhaupt der Hansestadt übernahm den Beifahrerplatz im VW Käfer übrigens von einem anderen Attendorner, der viel für die Rallye geleistet hat. Gregor Gülker, Kunstlehrer am Rivius-Gymnasium, brachte die Sauerland-Klassik in den Klassenraum, indem er jahrgangsübergreifend mehr als 300 Schüler Gemälde zum Thema „Sauerland-Klassik“ zeichnen ließ. Die Kunstwerke wurden in der Schule und in der Wasserstraße ausgehängt und sorgten bei den Teilnehmern für große Begeisterung. Eine Beifahrerin entschloss sich sogar spontan zu einer Spende zu Gunsten der Schule. Dass Kunstlehrer Gülker im Käfer saß, passte zudem perfekt, denn kein anderes Auto wurde öfter gemalt als das Kultauto aus Wolfsburg.

Der Grundstein für die Sauerland-Klassik wurde noch unter Pospischils Vorgänger Wolfgang Hilleke gelegt. Der parteilose Politiker hatte die 2015er-Ausgabe noch ausgelassen, bestritt dafür diesmal die komplette Oldtimer-Rallye von 618 Kilometern. Für Hilleke wurden die drei Tage zur Zeitreise ins Jahr 1939, aus diesem Jahr stammt nämlich das Audi 920 Cabrio, das Hilleke sicher durch das Land der 1000 Berge lotste.

Audi-Team mit Ex-Bürgermeister Wolfgang Hilleke (2.v.l.) und Rolf Schauerte (4.v.l.)

Auch Theo Melcher hat seine Heimat so noch nie erlebt. Der Kreisdirektor von Olpe stieg am letzten Tag, der übrigens auch durch die Innenstadt von Olpe führte, in das Cockpit eines echten Rallye-Profis. Kein geringerer als der siebenfache Deutsche Rallye-Meister Matthias Kahle verhalf Melcher in einem 1978er Skoda 130 RS zum Rallye-Debüt. Melcher zeigte sich im Anschluss nicht nur von seinen Fahrer – „ein Pfundskerl“ –, sondern auch von der Rallye begeistert: „Die Sauerland-Klassik war klasse! Sie ist eine Bereicherung für unsere Region!“

Das vierte ortsbekannte Gesicht ist im Gegensatz zu Pospischil, Hilleke und Melcher eher fürs Grobe zuständig. Man kennt ihn von wilden Raufereien oder Schießereien. Sein Markenzeichen: Der Sprung durchs Glasfenster, den er 1822 Mal gemacht hat. Die Scheiben des Wanderer W25 Cabrio ließ Rolf Schauerte, lange Jahre Oberbösewicht bei den Karl-May-Festspielen, zum Glück ganz und so kehrten sowohl Schauspieler als auch Vorkriegs-Bolide an Schauertes 63. Geburtstag unversehrt nach Attendorn zurück.

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