Bericht Tag 2 – Sauerländer Wasserspiele

06.10.2017 – Nicht weniger als sechs Stauseen gaben dem zweiten Fahrtag der Sauerland-Klassik den Beinamen „Tag der Talsperren“. Doch leider zeigte sich auch, warum die Gewässer so reichhaltig gefüllt sind. Auch heute standen Regenjacken und Schirme wieder hoch im Kurs …

Das Sauerland gilt als das Land der 1000 Berge, die vielen großen Seen sind aber mindestens genauso charakteristisch für die Mittelgebirgsregion. Eines der bekanntesten Gewässer ist der Biggesee, Kulisse für den Werbespot einer namhaften Brauerei. Genau dieses Gewässer tauchte neben der Rallyestrecke auf, noch bevor die Motoren der 126 am heutigen Freitag gestarteten Teams ihre optimale Betriebstemperatur erreicht hatten.

Während der Rallye-Tross die Bigge-, Lister-, Aggertalsperren im wahrsten Sinne des Wortes „links“ liegen ließ, kreuzte er den Verse- und Möhnetalsee auf imposanten Brücken. Mittags stellten sich die Fahrzeuge wiederum an der Sorpetalsperre auf, wo sich die Fahrer und Beifahrer im Hotel Seehof für den zweiten Teil des mit 286 Kilometern längsten Rallyetags der diesjährigen Sauerland-Klassik stärkten.

Und wie sollte es an so einem Tag anders sein: Auch am Abend lud der Veranstalter aufs Wasser ein. Für das Fahrer-Fest tauschten die Piloten ihre 126 Oldtimer gegen ein gemeinsames Passagierschiff ein. Auf der MS Westfalen hielten Rallyeleiter Peter Göbel und die Agentur Plusrallye eine besondere Überraschung parat. Der in Attendorn aufgewachsene Organisationschef lud die über 300 Mann starke Rallye-Gemeinde aufs Deck und ließ sie zunächst in die Dunkelheit schauen. Als die Spannung den Siedepunkt erreichte, füllten die Klänge von „Il Silencio“ die Nachtluft – gefühlvoll intoniert von Trompeter Ingo Samb. Der Applaus über die Vorstellung des Musikers war gerade abgeklungen, da setzte es das nächste Highlight: Ein Höhenfeuerwerk versetzte den „Biggesee in Flammen“ wie sonst nur bei der gleichnamigen Veranstaltung im Hochsommer.

Mit dem Feuerwerksdunst verflog spätestens auch so mancher Frust über eine versemmelte Sollzeitprüfung oder einen verpassten DK-Stempel. Für den zweiten Tag steigerte die Agentur Plusrallye den Schwierigkeitsgrad und stellte die Teams mit einer „WP Super-Geheim“ kurz hinter Hirschberg, einer komplett neuartigen Prüfung mit Zufallsgenerator und einer geheimen DK auf der Hohen Bracht auf die Probe.

Die Ansprüche würden durch das launische Wetter noch erschwert. Wasser war nicht nur neben der Strecke das prägende Element des Tages. Lokalmatadore wie Felix G. Hensel/Friederike Spangenberg-Hensel (Porsche 911 Carrera, Startnummer 123) aus Olpe entschuldigten sich fast für den vielen Regen, mussten aber anerkennen: „Selbst für uns Sauerländer waren 60 Prozent der Strecken unbekannt.“

Die Stationen dürften sie damit freilich nicht gemeint haben. Die Innenstädte von Meinerzhagen und Arnsberg, das wie eine Miniatureisenbahn-Landschaft aussehende Hirschberg sowie die auf 704 Meter emporragende Hohe Bracht sind zumindest in der Region als Ausflugsziele bekannt. Die Balver Höhle, durch die die Autos einen Schlenker gedreht haben, lockt als Event-Location ein überregionales Publikum und Künstler wie „Die Fantastischen Vier“ an. Bei der Sauerland-Klassik kam die größte Zuschauermenge aber im Tal Vital Saalhausen zusammen. Umrahmt von historischen Traktoren wurde hier vom Vorkriegsboliden bis zum Youngtimer jedes Auto gefeiert. Doch auch an der Strecke – etwa in Oberveischede – wurden Bierwagen aufgestellt und Lagerfeuer gezündet.

Fantastisch war auch die Leistung von Axel Ernst und Johannes Bitter-Suermann (Toyota Celica GT), die das Gesamtklassement nach dem zweiten Tag anführen. Christian Madey/Britta-Christin Rehberg (Porsche 911 E Targa) sitzen ihnen aber mit nur neun Strafpunkten Rückstand dicht im Nacken. Dahinter lauern die Tschechen Petr Fiala/Sona Nejedla (Maserati Indy Coupé) sowie die Autostadt-Teams Andreas Hornig/Renate Freiling (VW Käfer 1303 Cabrio) und Otto F. Wachs/Katharina Schubert (MG B GTV8) auf einen Patzer der Spitzenreiter.

Vorschau: Freitag, 06. Oktober 2017
Der letzte Tag der Sauerland-Klassik ist besonders reich an schönen Stationen. Nach dem Re-Start in Attendorn führt die Route ins Hochsauerland und die Region Siegen-Wittgenstein. Dabei stoppen die automobilen Klassiker vormittags auf dem Schützenplatz von Schmallenberg, am Kahlen Asten (mit 841 Metern der höchste mit dem Auto befahrbaren Punkt von Nordrhein-Westfalen), am imposanten Schloss Bad Berleburg, im oldtimerverrückten Berghausen sowie am „Bierbrunnen“ in Bad Laasphe. Nach der Mittagspause treten die Rallye-Fahrer ihre Rückreise nach Attendorn an. Auf dem Weg eröffnen sie den Autosalon in Hilchenbach und kehren auf dem Marktplatz von Olpe ein. Ab 15.30 Uhr werden die Teams dann zum großen Zielempfang in Attendorn erwartet.