Sonne, Süden, sensationell – so lief es am zweiten Fahrtag

Noch nie war die Sauerland Klassik südlicher unterwegs, die Freitagsetappe 2021 war zudem mit gut 285 Kilometern eine der längsten bislang. Nach dem Start in der Hansestadt Attendorn führte die Route am frühen Morgen ins Wildenburgische Land. Die Teilnehmer berichteten begeistert, dass die landschaftlich schöne Strecke besonders reizvoll war, da der Nebel regelrecht aus den Tälern ‚herauswaberte‘.

Nach den spannenden Prüfungen an der Hitzenalm, auf dem Oberbergischen GoKart Ring und in der Abgeschiedenheit der Abtei Marienstatt führte der Weg ins nördliche Rheinland-Pfalz zur Durchfahrtskontrolle Hachenburg. Im Schatten der gleichnamigen Burg wurden die Teilnehmer auf dem alten Markt präsentiert.

Die klassischen Fahrzeuge und der historische Stadtkern lockten viele Fans am frühen Morgen in die Stadt. Darunter befand sich auch eine Gruppe Kinder aus der Kindertagestätte Liebigplatz mit ihren Erzieherinnen. Lautstark unterstützten die Kids den Applaus der Erwachsenen für jedes vorbeifahrende Fahrzeug. Sie waren sichtlich begeistert von ihrem Ausflug in die automobile Geschichte. Die Programme und Poster der Sauerland Klassik trugen sie anschließend wie Trophäen in ihre Kita.

Nach gut 80 Kilometern im rheinland-pfälzischen Westerwald mit einer Prüfung am früheren Truppenübungsplatz Daaden ging es über Haiger wieder in Richtung Norden. Das urige Relais & Chateau Jagdhof Glashütte bot mit seiner sensationellen Küche wieder den perfekten Rahmen für die Mittagspause.

Die Nachmittags-Etappe führt die Teilnehmer der Reise durch die 1000 Berge über eine der höchsten Erhebungen wieder zurück in die Hansestadt Attendorn. Hier wartete die Werbegemeinschaft Attendorn mit der „Sauerland-Klassik-Night“ auf die Teams. Bei optimalem Wetter konnten die Fans die in der Innenstadt abgestellten Fahrzeuge genau unter die Lupe nehmen. Für die Teilnehmer bestand die Möglichkeit, in den länger geöffneten Geschäften zu shoppen und auch die Gastronomie von Attendorn zu genießen.

Gefährdet war nur die Durchführung der WP 11 ‚Rothaargebirge‘ in der Nachmittagsetappe. Als das Orga-Team mit den Zeitnehmern eintraf, um die Vorbereitungen zu treffen, war der WP-Start blockiert. Ein Holztransport-Unternehmen lud genau auf der Startlinie das dort gelagerte Holz zum Abtransport in zwei Container. Michael Bayer vom Orga-Team überzeugte die Arbeiter, wie wichtig die Durchführung der Prüfung sei. Die Steigerung des Arbeitstempos gelang: Fünf Minuten vor dem Start des ersten Fahrzeuges verließ der letzte LKW die Prüfung.

Das Team Uwe Simdorn / Günter Henseleit, unterwegs in einem Alfa Romeo Giulia Super von 1975, fasste seine Eindrücke so zusammen: „Um unsere Stimmung zu beschreiben, müsste ich alle verfügbaren Superlative bemühen. Das ist doch heute ein Königswetter – wie hat das der Peter (Göbel) nur hingekriegt. Du fühlst dich hier von den Streckenposten an jeder Stelle an die Hand genommen und quasi durch die Prüfungen geführt.“ Das geniale Wetter war Thema bei fast allen Teilnehmern, die traditionellen Regenschauer im Sauerland vermisste niemand.

Mit einem echten Gruppe-B-Boliden aus der Rallye-Weltmeisterschaft nehmen Lars und Gabriele Zander die Rallye durch das Land der 1000 Berge unter die Räder. Dabei ist der Ford RS 200 von 1985 als reines Sportgerät nicht optimal für eine Oldtimer Rallye. Lars Zander berichtet positiv überrascht, „es läuft einfach perfekt. Ich hätte nicht geglaubt, dass ich mit dem Auto hier so problemlos mitfahren kann. Einziger Nachteil: Das Getriebe ist so ausgelegt, dass es nur unter Last optimal geschaltet werden kann. Im normalen Straßenverkehr klappt das nicht so einfach. Das Ergebnis sind Schwielen an den Händen.“ Kraftakte müssen auch Richard Gebert und Copilotin Elke Treder in ihrem American La France Type 12 von 1918 vollbringen. Gebert berichtet, „für unser Biest, den American La France, mit sechs Metern Länge und 3,5 Tonnen Gewicht waren die Strecken heute mit den engen Kurven und den Steigungen sehr herausfordernd. Das geht beim Lenken ganz schön in die Arme. Wie gestern ist uns eine Sicherung herausgesprungen. Jetzt haben wir sie mit einem Kabelbinder fixiert.“

Philipp Scharfenbaum, Kreisdirektor im Landkreis Olpe, saß am Freitag auf der Beifahrerseite im BMW 318i von Jens Herkommer. Er schwärmte, „das ist ein tolles Erlebnis, die Organisation ist perfekt, das Teilnehmerfeld bunt gemischt und es herrscht eine familiäre Stimmung. Ich bin sehr positiv überrascht. Wir haben die Sauerland Klassik zwar genehmigt, aber erst jetzt habe ich so richtig verstanden, dass das überhaupt nichts mit schnell fahren zu tun hat. Wir als Landkreis freuen uns sehr, diese Veranstaltung unterstützen zu können, sie gehört inzwischen fest zum Sauerland. Deshalb sind wir sehr gerne Gastgeber der Sauerland Klassik.“ Ähnlich äußerte sich auch Susanne Schnatz. Die Leiterin von Stadtmarketing und Tourismus der Hansestadt Attendorn war als Co-Pilotin im Škoda 130 RS bei Rekordmeister Matthias Kahle an Bord. Sie war im Ziel begeistert, „das ist mega gut, Matthias und ich führen die Veranstaltung an, auf jeden Fall, was die Stimmung im Auto betrifft. Um die Faszination beschreiben zu können, muss man so eine Veranstaltung live als Teilnehmer erlebt haben. Das ist echt cool. Die vielen Fans an der Strecke zeigen, dass die Sauerland Klassik in der Region richtig gut angekommen ist.“ 

Richy Müller alias Tatort-Kommissar Lannert aus Stuttgart wurde in allen Pausen umlagert. Geduldig schrieb er unzählige Autogramme und stand für Fotos bereit. Die Freitags-Etappe gemeinsam mit Ehefrau Christl im Porsche 911 SC Cabrio beschrieb er so: „Das war heute nicht so einfach mit den Prüfungen, die Zeiten haben wir nicht so gut eingeschätzt. Wir wollen natürlich unser Bestes geben, da ist schon Ehrgeiz dabei. Entlang der Strecke stehen so viele Fans – und alle sind gut gelaunt.“

Der ehemalige Rundstreckenprofi und Opel Markenbotschafter Joachim ‚Jockel‘ Winkelhock pilotiert im Sauerland aus dem Opel-Museum den originalen Opel Kadett C Rallye, den Achim Warmbold 1978 in der Deutschen Rallye-Meisterschaft einsetzte. Er berichtet: „Ich bin vollkommen entspannt und der Co macht einen guten Job. Es geht uns aber nur um den Spaß und davon haben wir hier wirklich viel. Mein größtes Glück war es, dass ich schon früh mein Hobby zum Beruf machen konnte. Allerdings ergab sich in meiner aktuellen Laufbahn nie die Möglichkeit, Rallye zu fahren. Das hätte ich mir gut vorstellen können.“

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