Die größte Oldtimer-Rallye in der Geschichte des Sauerlandes ist gestartet: Pünktlich um 14.00 Uhr begab sich am heutigen Donnerstag der erste von 101 Teilnehmern der 1. Sauerland Klassik auf die Reise durch das Mittelgebirge, die für viele positive und nur ganz wenige negative Überraschungen sorgte.
„Die Berge sind schon eine Herausforderung für unser Auto, aber so haben wir die Landschaft eben noch mehr genossen“, berichtete Alexander Kloss augenzwinkernd, als er am Abend zwischen den „Sauerland-Pyramiden“ im Galileo-Park Meggen einlief. Sein 60 PS starker Adler Diplomat aus dem Jahr 1935 nahm das Motto der Veranstaltung – Entschleunigung statt Beschleunigung – bei den Anstiegen im Land der 1000 Berge offenbar sehr ernst. Das urzeitliche Reisegefühl wird am Samstag übrigens auch Christian Pospischil, der Bürgermeister der Hansestadt Attendorn, genießen dürfen. Das Stadtoberhaupt nimmt auf der letzten Etappe auf der Rückbank des Preziosen Platz.
Der Adler Diplomat war eines von fünf Vorkriegsautos, das ab 14 Uhr durch den Startbogen auf dem Alten Markt von Attendorn gerollt ist. Auf dem gut gefüllten Marktplatz standen vor allem Walter Röhrl und Christian Geistdörfer im Mittelpunkt des Interesses. Um die früheren Rallye-Weltmeister und ihren Original-Porsche-911 von der Rallye Sanremo 1981, der von der Autostadt in Wolfsburg eingesetzt wird, versammelte sich stets eine Menschentraube. Unter die Autogrammjäger mischten sich auch zahlreiche Teilnehmer der 1. Sauerland Klassik, die sich bei der dreitägigen Oldtimer-Ausfahrt mit dem „Rallyefahrer des Millenniums“ messen werden und vor allem ein Ziel haben: „Wir wollen den Röhrl schlagen“, äußerte Hartmut Bader von der Württembergischen Versicherung, der einen wunderschönen BMW 3.0 CSI bewegt, stellvertretend für viele seiner Kollegen.
Für mehr als ein Dutzend Teilnehmer scheint dieser Plan nach dem ersten Tag aufzugehen, denn Röhrl/Geistdörfer liegen aktuell auf Gesamtrang 18. Das wiedervereinte Dream-Team gab jedoch offen zu: „Wir fahren hier, um Spaß zu haben und die Schönheit des Sauerlandes zu genießen“, so Röhrl vor dem Start. Vor den Rallye-Champions liegt unter anderem Urban Priol, der seinen Ford Cortina nach der Rallye für einen guten Zweck versteigern lässt. Der Kabarettist beendete den Premierentag der Sauerland Klassik auf Platz zehn. An der Spitze der Gesamtwertung rangieren nach den ersten vier Sollzeit-Prüfungen die Besatzungen Christian Hupertz/Uli Fischer (Porsche 914/6) vor André Riesenbeck/Patrick Lanfer (Porsche 356 B Super 90 Cabriolet) und Katharina Jahn/Simon Pless (Alfa Romeo Giulia 1600 Sprint GT).
Doch nicht alle Teams beendeten den „Tag der Talsperren“ – die Route führte an vier in der Sonne funkelnden Stauseen vorbei – ohne Probleme. Die Schweizer Hans-Peter Blandow/Martin Kämpfer mussten wegen eines Hydraulikdefekts an ihrem Citroën DS 23 Pallas die Hilfe des AvD-Pannendienstes in Anspruch nehmen. Michael und Petra Grotzki können ihren Mercedes 300 SL Coupé „Gullwing“ erst morgen auf die Straße bringen, da sie bei der Abfahrt durch ein technisches Problem eingebremst wurden. Und Dominik an der Heiden – im Februar Sieger der 19. AvD-Histo-Monte – musste aus beruflichen Gründen leider komplett auf die Teilnahme im Porsche 914/6 verzichten.
Der Rest aber genoss die ersten Kilometer durch das Land der 1000 Berge. „Respekt, wie viele Zuschauer hier an der Strecke sind“, zeigte sich Christian Doerr im Lancia Delta HF Integrale beeindruckt. Völlig auf dem Häuschen war dagegen Annette Lohoff, die bei einem Gewinnspiel in der Tageszeitung „Westfalenpost“ den heißen Ritt im Skoda 110R neben Jens Herkommer gewonnen hat. „Super, das macht unglaublich viel Spaß“, strahlte sie über beide Ohren. „Ich hab‘ mir das Rallyefahren nur nicht so anstrengend vorgestellt.
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So geht’s morgen weiter – das Programm für Freitag, 2. Oktober 2015
Um 9:00 Uhr erfolgt auf dem Alten Markt von Attendorn der Start in den zweiten Tag, diesmal in Fahrtrichtung Südosten über den Biggesee. Über kurvige und menschenleere Landstraßen erreichen die Teilnehmer zunächst den staatlich anerkannten Erholungsort in Hilchenbach, wo eine Durchfahrtskontrolle stattfindet. Von dort geht es weiter über Siegen zur Mittagspause in den urigen Jagdhof Glashütte. Der Rückweg von dem 5-Sterne-Restaurant führt über Bad Laasphe zu zwei Durchfahrtskontrollen mit fantastischem Panoramablick am Rhein-Weser-Turm (680 Höhenmeter) sowie an der Hohen Bracht (587 Höhenmeter). Kurz vor dem Etappenziel an der Burg Schnellenberg bei Attendorn erwartet die Teilnehmer dann noch eine spannende Wertungsprüfung auf dem Verkehrsübungsplatz Olpe.
Über die Sauerland Klassik
Eine Premiere: Die 1. Sauerland Klassik wird die größte Oldtimer-Rallye in der Geschichte des Sauerlandes. Bis zu 120 automobile Klassiker bis Baujahr 1995 werden vom 1. bis 3. Oktober 2015 zu der Veranstaltung rund um das malerische Städtchen Attendorn erwartet, die an zweieinhalb Tagen über die schönsten Landstraßen der Region führt. Unter den Teilnehmern sind auch einige prominente Gesichter zu finden wie Schauspieler David Kross, Kabarettist Urban Priol oder Rallye-Weltmeister Walter Röhrl. Die Wertung bei der Sauerland Klassik erfolgt mit Hilfe von Sollzeit-Prüfungen, es geht nicht um das Erzielen von Höchstgeschwindigkeiten. Für die Organisation der Veranstaltung ist die renommierte Agentur Plusrallye um den gebürtigen Sauerländer und mehrfachen Deutschen Rallye-Meister Peter Göbel zuständig.